Teil I – Bestandsaufnahme, oder: „PIWIs? Soso!“

PIWIs schmecken nicht!

Ein Riesling GG auch nicht!

Das sagt zumindest mein Vater. Denn er hat seinen Liter Riesling und ist fein damit. So oder so ähnlich dürfte es in vielen Haushalten der so genannten „Ottonormalverbraucher“ ablaufen, die sich bei Instagram nicht mit Fotos von teuren Etiketten zu überbieten versuchen oder es einfach Leid sind sich in einer x-beliebigen Weinhandlung mal wieder durch die Blume anhören zu müssen, dass sie eigentlich gar nichts über Wein wissen. Der Wein soll schmecken, preislich erschwinglich sein und am besten immer verfügbar.

Da ist der Griff ins Regal des geliebten Supermarkts oder Discounters doch recht plausibel. Schließlich outet man sich hier eher als potenzielles Bildungsbürgertum, wenn man den 4,99€ Rioja aufs Laufband legt. Oh, der werte Herr kauft und trinkt Wein. Was anderes ist es natürlich, wenn die Verpackung nicht aus Glas ist. Dann ist der Inhalt egal und man ist eigentlich anonymer Alkoholiker.

Nun also PIWIs. Ich stelle mir häufig die Frage würde oben beschriebener „Ottonormalverbraucher“ es tatsächlich merken, würde man ihm einen Cabernet Blanc in einer Flasche verkaufen auf der Sauvignon Blanc steht? Vermutlich nicht. Klingt es nicht plausibel, wenn da plötzlich im Regal ein Cabernet Cortis steht. Der lang verschollene Bruder des Cabernet Sauvignon, den man doch so gerne mag. Ganz gleich ob aus Australien, Südafrika oder Chile. Immerhin ist das Etikett mit den springenden Kangaroos so großartig.

Natürlich wäre das Verbrauchertäuschung und es ist immer besser man entdeckt etwas selbst und Begeisterung entsteht intrinsisch, als wenn man dazu „gezwungen“ oder eben getäuscht wird.

Ist es aber nicht auch eigentlich eine Form der ganz individuellen Täuschung die viele Verbraucher: innen tagtäglich ungewollt vollziehen. Ich denke an die vielen Pinot Grigio Trinker: innen, die stolz darauf sind eben keinen simplen Grauburgunder zu trinken. Oder die feinen Genießer: innen, die Chablis lieben, für die Rebsorte Chardonnay getreu dem Motto ABC (Anything But Chardonnay) aber wenig übrighaben. Ach ja, wo wächst eigentlich nochmal die Rebsorte Rioja?

Was ich sagen will? Die Weinwelt ist komplex! PIWIs machen sie sogar noch ein Stück komplexer. Aber auch ein Stück transparenter und ehrlicher. Denn solange der Verbraucher eben nicht gefragt wird „Möchten Sie vielleicht einen Solaris probieren?“, sondern „Wir haben auch PIWIs, wie wäre es damit?“, solange muss eben auch erklärt werden was PIWIs sind und warum es sie gibt. Und spätestens dann kommen doch die Probleme und Herausforderungen einer ganzen Branche und unseres Planeten im Allgemeinen auf den Tisch.

Na, noch Bock auf die Zukunft? Keine Sorge, lässt sich eh nicht aufhalten…

Fortsetzung folgt!

Sebastian – der Weinheimische